Einleitung des Sonderhefts

Globale Enquêtenkulturen

Soziale Transformation und Wissensproduktion (18. bis 20. Jahrhundert)

  • Global Cultures of Enquête: Social Transformation and Knowledge Production (18th-20th Centuries)
  • Cultures globales de l’enquête. Transformation sociale et production de connaissances (xviiie-xxe siècles)

DOI : 10.57086/apropos.82

Translated from:
Cultures globales de l’enquête

Outline

Author's notes

Dieses Sonderheft und das dahinter liegende Forschungsprogramm bauen auf zwei Workshops am deutsch-französischen Forschungszentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften Centre Marc Bloch in Berlin im Februar 2020 und 2022 auf, die 2024 in einem internationalen Forschungsnetzwerk münden werden (DFG-Projektnummer 515800964). Neben dem Herausgeber und der Herausgeberin dieses Hefts war auch Amadou Dramé (Dakar) an der Organisation der Workshops sowie an der Antragstellung für das Netzwerk und an der Vorbereitung des Hefts beteiligt. Dem Centre Marc Bloch danken wir für die zuverlässige Unterstützung.

Text

Im Laufe des 20. Jahrhunderts erlangte die Enquête und mit ihr die Frage nach Methoden empirischer Erhebungen einen zentralen symbolischen Wert für das disziplinäre Selbstverständnis der akademischen Sozialwissenschaften in Europa und den USA. Diese Entwicklung war keinesfalls selbstverständlich: Bis in die 1930er Jahre hinein waren Methoden und Theorien empirischer Erhebung, wie auch der Begriff der Enquête selbst, innerhalb und außerhalb der Wissenschaft umstritten. Der Wandel der Enquête und der Erhebungspraxis vom umkämpften Instrumentarium transformativen Gesellschaftswissens hin zur analytischen Grundlage eines methodologischen Positivismus der Nachkriegszeit1 lässt sich exemplarisch an der Geschichte der Rezeption der Arbeitslosen von Marienthal nachvollziehen. Die von einem fünfzehnköpfigen Team um Marie Jahoda-Lazarsfeld, Hans Zeisel und Paul Lazarsfeld im Winter 1931 unternommene Erhebung befasste sich mit den psychosozialen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit unter den Bewohner*innen eines österreichischen Dorfes im Zuge der ökonomischen Krise von 1929.2 Im Kontext der Machtübergabe an die Faschisten in Deutschland und der Vorbereitungen des autoritären Ständestaates in Österreich wurde die Rezeption der 1933 erschienenen Erhebung schnell erstickt.3 Mit dem Siegeszug des survey research und der angewandten Sozialforschung in der Nachkriegszeit, der den wissenschaftlichen Anspruch der Soziologie in Nordamerika und Europa maßgeblich prägte, wurde die Marienthal-Enquête wiederentdeckt und 1960 als Pionierwerk der Umfrage- und Meinungsforschung vom Institut für Demoskopie in Allensbach neu aufgelegt.4 Von da an avancierte sie durch Neuauflagen und Übersetzungen5 zu einem der Klassiker der empirischen Sozialforschung und Sozialpsychologie.6 Das Vorwort zur französischen Übersetzung von 1981 nutzte Pierre Bourdieu, um das in seinen Augen positivistische Wissenschaftsverständnis Lazarsfelds herauszufordern. Es sei ein „befriedigendes Paradox“, so Bourdieu, dass von allen Werken Lazarsfelds gerade das für seine gegenwärtigen Leser*innen am ansprechendsten sei, was seinen Ansprüchen am wenigsten genügte. Vom sozialforscherischen Werk Paul Lazarsfelds bliebe am Ende der Teil übrig, so die bissige Ironie Bourdieus, der vor seiner „Konversion zum Wortführer eines wissenschaftlichen Imperialismus“ des survey research und seiner „weltumspannenden theoretischen und methodischen Orthodoxie“ lag.7 Wenngleich Bourdieu die Erhebungsmethoden der Marienthal-Enquête als „kompensatorische Flucht in einem hektischen Bemühen um eine allumfassende Sammlung“ bezeichnet, so muss er doch einräumen, dass die Beschreibung im Fall von Marienthal einen „seltenen Wert“ besaß. Die Besonderheit der Beschreibung bestand für Bourdieu vor allem darin, dass sich in ihr „die Erfahrung der Arbeitslosigkeit in ihrem Rohzustand“, in der quasi-metaphysischen Wahrheit der Erfahrung des Verlassenseins ausdrückte8. Bourdieus Vorwort lässt sich auch als ein erster Ansatz zur Neuinterpretation des Gründungsmythos des survey research lesen, der es erlaubt, vermeintlich gegensätzliche epistemologische Positionierungen zu überdenken und einen Raum für alternative Periodisierungen der Geschichte der Enquête zu eröffnen.

Während die Reflexion über Erhebung und Erhebungspraktiken, die u.a. selbst von Lazarsfeld und Bourdieu angestoßen wurde, bis in die 1980er Jahre vor allem durch die disziplinären Kämpfe um die historische, institutionelle und epistemologische Selbstbestimmung der Nachkriegssoziologie bestimmt war,9 legen die neueren „Enquêtengeschichten“ ihren Akzent erneut auf die Pluralität der verwendeten Methoden und Erhebungspraktiken, ihre Problemorientierung und ihre prekäre und umkämpfte Stellung im Grenzbereich unterschiedlicher Genres und verschiedener und zuweilen konkurrierender Epistemologien. Dieser Perspektivwechsel hat auch die Marienthal-Enquête aus den disziplinär-soziologischen Bezügen freigesetzt und als Referenzpunkt für grundsätzliche Fragen nach der Geschichte und der Funktion des „Feldes“ in den Sozial- und Geisteswissenschaften wie auch für aktuelle Mixed-Method-Ansätze relevant gemacht.10

Historiografie(n) der Enquête

Diese Freisetzung der Enquêtengeschichte aus ihren engen epistemologischen und institutionellen Bindungen vollzog sich vor dem Hintergrund einer systematischen Hinwendung zu den Praktiken innerhalb der Philosophie und Geschichte der Wissenschaften der 1980er Jahre. Den Arbeiten, die diese Neuausrichtung vorantrieben, ging es im Wesentlichen darum, ein komplexeres Verständnis von den Prozessen der Wissensentstehung zu gewinnen, das jenseits der disziplinär autorisierten Protagonist*innen und Produkte der Wissenschaft auch weniger beachtete „Akteure“ (Techniker*innen, Verwalter*innen, Laborassistent*innen etc.), aber auch neue „Orte“ der Wissensproduktion in den Mittelpunkt stellte.11 Waren es zunächst vor allem Orte wissenschaftlicher Forschung wie das Labor, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden war, so führte der sogenannte practical turn zu einem systematischen und historischen Interesse an Wissens- und Wissenschaftspraktiken jenseits akademischer Institutionen.12 In diesem Zuge traten u. a. auch konkrete „Episoden“ und „Momente“ der Feldforschung in den Blick und die Frage, auf welche Weise sich die Wissensproduktion im „Feld“ historisieren ließe.13 Gleichzeitig wurden Fragen nach den Akteur*innen des Wissens, der „Materialität“ und der „Medialität“ von technischen Assemblagen zentral.14 Die Einbettung der Wissensproduktion in sozioökonomische Strukturen, wie am Beispiel von ethno- und androzentrischen Verzerrungen deutlich wurde, rückte immer stärker in den Vordergrund.15 Ein Effekt dieser Forschungsdynamiken bestand darin, dass neben dem akademischen Feld nun auch staatliche und religiöse Einrichtungen, gelehrte Organisationen, Handelsgesellschaften, soziale Bewegungen oder auch lokale Räume als Orte der Produktion von Wissen auf Augenhöhe erforscht wurden.16

Eine zentraler Aspekt dieser neueren Forschungsrichtung war dabei die Frage nach dem Verhältnis von Praxis, Wissen und den little tools of knowledge, also all „den Bildern, Graphen, Listen, Fragebögen, Akten, Tabellen, Berichten etc.“, an denen die Gemachtheit von Wissen und „Wahrheit“ als kulturell Artefakt rekonstruiert werden konnte.17 Aus diesem allgemeinen praxeologischen Interesse und der hiermit verbundenen Fragen nach sozialen, ökonomischen und politischen Prozessen der Autorisierung von Wissen ging nicht zuletzt auch ein neues Bewusstsein für den Wert und die Verwertbarkeit „traditionellen”, „indigenen” oder „schwachen Wissens“ hervor.18 Mit dem Fokus auf die „Feldwissenschaften“ und am Gegenstand des „Feldes“ hat sich hier ein Ansatzpunkt für eine Sozial- und Kulturgeschichte der Wissenschaften entwickelt, der jenseits der disziplinären Trennung zwischen den „physischen, biologischen und sozialen Wissenschaften“ operiert19 und eine besondere Sensibilität für die Subjektbildungsprozesse sowohl der im Feld Forschenden als auch der Beforschten und deren Interaktionsformen mit sich bringt.20

Neben diesen Entwicklungen in der Geschichte der Wissenschaften wurden die Enquête und die Praktiken der Erhebung seit den 1970er Jahren vor allem auch von Seiten der Geschichte der Humanwissenschaften und der Verwaltungsgeschichte ins Visier genommen, was sich unter anderem im Forschungsansatz einer langen Geschichte der Informationstechnologie21 und einer an Foucaults Untersuchungen zu Gouvernementalität angelehnten Geschichte des Regierungswissens niedergeschlagen hat.22 Die inquisitio/enquête in ihren diversen konfessionellen, imperialen, unternehmerischen, polizeilichen, rechtlichen oder sozialpolitischen Kontexten (informatio, inquiry, statistics, investigation, survey, policey, encuesta etc.) wurde im Rahmen dieser Ansätze als ein privilegierter Forschungsgegenstand etabliert. Einer der wesentlichen epistemisch-politischen Aspekte dieser Geschichte, deren langen Linien von den spätmittelalterlichen Visitationes über die imperiale und koloniale Wissensproduktion bis hin zur Konstruktion der Nationalstaaten und zur Marktforschung seit dem 19. Jahrhundert reichen, war die Mobilisierung positiv-empirischen Wissens für die Zwecke und Selbstlegitimierung weltlicher Herrschaft23. Das Verhältnis von „Wissen“ und „Herrschaft“ bzw. der Produktion von Einverständnis und der Mobilisierung dagegen im Rahmen sozialer Bewegungen bilden das Zentrum dieser Forschungsperspektive.24

Mit diesem Sonderheft möchten wir an diese Forschungsstränge der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte anknüpfen. Zugleich wollen wir mit der Entwicklung eines Forschungsprogramms unter dem Stichwort „globale Enquêtenkulturen”25 die Perspektive erweitern und die epistemologischen Dimensionen administrativer, politischer und wissenschaftlicher Praktiken in unterschiedlichen lokalen, nationalen und regionalen Kontexten erforschen und zueinander ins Verhältnis setzen. Dieser Zugang, so hoffen wir, wird es uns ermöglichen, alternative Genealogien von Erhebungspraktiken sichtbar zu machen und zugleich neue Perspektiven auf die multiple Moderne26 zu eröffnen.

Die Enquête als kulturelle Praxis erforschen

Als Ausgangspunkt und gemeinsamen analytischen Rahmen schlagen wir die folgende Definition vor, die sowohl allgemein genug ist, um aktuelle und historische Beispiele zu erfassen, als auch spezifisch genug, um sie von anderen Arten der Wissenspraxis zu unterscheiden. Unter „Enquête” verstehen wir eine besondere Art der Wissenserzeugung über die soziale und natürliche Welt, die auf punktuellen oder regelmäßigen Beobachtungen vor Ort mithilfe diverser Instrumente (Hausbesuch, Fragebogen, Interview, Messung, literarische oder ästhetische Darstellung, Expertenbefragung usw.) beruht.27 Auslöser dieser Beobachtungen sind in der Regel konkrete Ereignisse oder Situationen, die als Problem, Bedürftigkeit oder Mangel wahrgenommen werden – sei es eine Naturkatastrophe oder eine politische Krise, ein Krieg oder eine Epidemie. Dieser letzte Teil der Definition unterscheidet die Praxis der Enquête beispielsweise von einer Volkszählung oder anderen Aktivitäten, die mit dem regulären administrativen Betrieb des Staates zusammenhängen. Die Enquête reagiert auf einen punktuellen und zeitlich klar eingegrenzten Mangel, der von den sozialen Akteuren als akut empfunden und als Problem konstruiert wird und eine umgehende Antwort fordert. Damit diese Reaktion als legitim anerkannt wird, müssen Instrumente und Verfahren mobilisiert werden, die im Vorfeld definiert wurden (und dabei auf externen Legitimationskräften wie beispielsweise der Wissenschaft beruhen) und/oder speziell für den Gegenstand entwickelt wurden.

Zusätzlich zu dieser Arbeitsdefinition stützen sich unsere Perspektive und die der Autor*innen dieses Heftes auf eine Reihe von Annahmen:

(1) Wir gehen davon aus, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Genres und Formen der Wissensproduktion porös sind und in der Praxis der Enquête immer wieder neu ausgehandelt werden müssen: Die Nähe der ethnografischen oder soziologischen Erhebungen zu literarischen Verfahren, zur Fotografie oder zur journalistischen Reportage28 ist ein Aspekt, den es eingehender zu erforschen lohnt. So zeigt zum Beispiel Stephan Strunz in seiner Studie über die Wohnungsumfragen der Ortskrankenkassen in Deutschland um 1900 gerade die Methoden- und Darstellungsvielfalt dieser Erhebungen auf, in denen u. a. journalistischer Stil, statistische Tabellen und Fotografien verknüpft wurden, um die Leserschaft zu mobilisieren und die elenden und die öffentliche Gesundheit gefährdenden Wohnumstände anzuprangern. Auf das besondere Verhältnis von Zahlen und den sie begleitenden narrativen Formen verweist auch Anne Schult in ihrem Beitrag zur Erhebung von John Hope Simpson und der „Flüchtlingsfrage“ in den 1930er Jahren.

(2) Neben der epistemischen Pluralität der Erhebungs- und Darstellungspraktiken unterstreichen alle Beiträge dieses Heftes die besondere transformative Dimension der Wissensform der Enquête. So zeigt Anne Schult in ihrem Beitrag wie Simpsons Enquête die Kategorie des Flüchtlings maßgeblich geprägt hat, nicht nur ihrer statistischen Form nach, sondern auch in ihren administrativen, rechtlichen und politischen Implikationen. Dabei spielte das koloniale Wissen und die Erfahrung des Verfassers im Umgang mit der Erfassung von kolonialen Bevölkerungen eine entscheidende Rolle. Chikouna Cissé wirft mit seinem Beitrag zur Geschichte der westafrikanischen Bevölkerungsgruppe der Jula ebenfalls einen Blick auf die Frage nach dem Verhältnis von Beschreibung und Wirklichkeit. Mit dem Rückgriff auf den Begriff der fabrique d’identité zeichnet er die langen Linien einer Identitätsproduktion nach, die durch Schriften arabischer Reisender, durch Erhebungen und Beobachtungen europäischer Kolonialbeamte wie auch durch die Untersuchungen von Ethnografen und Historikern zu verschiedenen Zeitpunkten vorangetrieben wurde. Der Beitrag von Julien Vincent unterstreicht seinerseits die transformative Funktion der Enquête, um eine Neuinterpretation der Geschichte des Bureau central du cadastre (1791–1802) vorzuschlagen. Nicht das Scheitern der Herstellung eines allgemeinen republikanischen Katasters ist für seine Bewertung der Arbeit des Büros entscheidend, sondern die Herstellung eines neuen geografischen Bewusstseins und eines „republikanisch-planetarischen Regimes“, das durch die Erhebung und Vereinheitlichung lokalen Wissens eine universelle Bedeutung beanspruchte.

(3) Der Fokus der Forschung auf das akademische Feld hat die Tendenz, die Pluralität der Praktiken zu negieren und trägt dazu bei, bestimmte Akteure (insbesondere Akteurinnen) unsichtbar zu machen. Durch ihren formalen Ausschluss aus der universitären Bildung bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten Frauen Techniken der Wissensproduktion, die sie in anderen Sphären, insbesondere der philanthropischen, einsetzten29. Das Beispiel der Sozialen Arbeit, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend von Frauen ausgeübt wurde, ist hierfür, wie wir mit unserem Beitrag in diesem Heft zeigen, exemplarisch (siehe Martin Herrnstadt & Léa Renard in diesem Heft).

(4) Im Anschluss an den vorigen Punkt verstehen wir die disziplinären Grenzen und ihre jeweilige epistemologische Infrastruktur als sowohl sozial wie auch historisch kontingente Prozesse. Wir fragen daher nach den Prozessen der Ausblendung und des Ausschlusses, die mit der Institutionalisierung von Wissensformen einhergehen. Inwiefern machen normative Vorstellungen darüber, was als wissenschaftliche Aussage oder Tatsache gelten darf und was nicht, bestimmte Praktiken unsichtbar, indem sie sie als nicht- oder außerwissenschaftlich erscheinen lassen? Diesen Punkt verdeutlichen in diesem Heft die Diskussionen über die Praxis und die Methodik der Enquête in den deutschsprachigen Reformkreisen um 1900, in denen divergierende Auffassungen über das Verhältnis zwischen Sozialwissenschaft und Sozialpolitik miteinander konkurrierten (siehe Martin Herrnstadt & Léa Renard in diesem Heft). Das Gesellschaftswissen, das im Rahmen der von Stephan Strunz vorgestellten Wohnungsenquête von den Ortskrankenkassen produziert wird, schreibt sich unmittelbar in dieses umkämpfte Terrain ein.

Ziel dieses Themenhefts ist es, Enquêten als kulturelle Praxis zu analysieren, die Wissen und Wahrnehmungsmuster über unsere Welt produzieren. Zu diesem Zweck erkunden und versammeln die Beiträge Ähnlichkeiten und Unterschiede von Erhebungsprojekten und-praktiken aus unterschiedlichen historischen und geografischen Kontexten. Der von uns verwendete Begriff der „globalen Enquêtenkulturen“ impliziert dabei, dass diese Fälle in einem einheitlichen analytischen Raum untersucht werden können, auch wenn sie von den Produzent*innen selbst nicht als Resultate oder Produkte ein und derselben Technik oder Tradition angesehen wurden. Es geht uns also nicht nur darum, Austausch und Zirkulation von Methoden, Techniken oder Objekten zu untersuchen, sondern gerade auch auf das zu achten, was nicht zirkulierte, nicht transferiert werden konnte oder stationär blieb. Ein solches Projekt einer vergleichenden Erforschung von Erhebungskulturen steht noch am Anfang. Dieses Themenheft soll einen Anstoß für künftige kollektive Forschungen liefern30 und transversale Themen- und Fragestellungen aufwerfen: Wie hat sich das Medium der Enquête entwickelt und inwiefern sind die unterschiedlichen Materialitäten der Enquête mit ihren politischen Zielen verbunden? Wie treffen epistemologische und sozio-politische Entscheidungen in den Praktiken der Enquête aufeinander? Oder, um es mit den Worten des Soziologen und Statistikers Alain Desrosières zu sagen, von dem wir in diesem Heft zwei Aufsätze erstmals in deutscher Sprache veröffentlichen: Wie lässt sich der konkrete und kontextspezifische Zusammenhang untersuchen, der sich in jeder Enquête im Spannungsverhältnis von „Gesellschaftsverständnis, Handlungsmöglichkeiten und Beschreibungsmodi“31 verkörpert?

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Notes

1 George Steinmetz, „Scientific Authority and the Transition to Post-Fordism: The Plausibility of Positivism in U.S. Sociology since 1945“, The Politics of Method in the Human Sciences. Positivism and its Epistemological Others, George Steinmetz (Hg.), Durham, NC/London, Duke University Press, 2005, S. 275-323. Return to text

2 Zur Kontextualisierung der Marienthal-Erhebung siehe Eric Hounshell, „From Questionnaire to Interview in Survey Research: Paul F. Lazarsfeld and the Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle in Interwar Vienna“, Intellectual History Review, Jg. 32, Heft 3, 2022, S. 619–644. Return to text

3 Vgl. Paul Felix Lazarsfeld, „An Unemployed Village”, Journal of Personality, Jg. 1, Heft 2, 1932, S. 147–151; Andries Sternheim, „Neue Literatur über Arbeitslosigkeit und Familie“, Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 2, 1933, S. 416–417. Return to text

4 Einen Überblick über Positionen und Debatten der westdeutschen Nachkriegssoziologie liefert die umfassende Studie von Fabian Link, Demokratisierung nach Auschwitz. Eine Geschichte der westdeutschen Sozialwissenschaften in der Nachkriegszeit, Göttingen, Wallstein Verlag, 2022. Return to text

5 Übersetzungen u. a. ins Englische (1971, 1972, 1974, 2002), Französische (1981), Koreanische (1984), Italienische (1986), Spanische (1996), Norwegische (1997), Ungarische (1999), Polnische (2007). Return to text

6 Christian Fleck, „Die Arbeitslosen von Marienthal“, Hauptwerke der Soziologie, Dirk Kaesler, Ludgera Vogt (Hg.), Stuttgart, Alfred Kröner Verlag, 2000, S. 221–237; Reinhard Müller, Marienthal. Das Dorf, die Arbeitslosen, die Studie, Innsbruck, Studien-Verlag, 2008. Return to text

7 Pierre Bourdieu, Ein soziologischer Selbstversuch, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2002, S. 83, 86. Return to text

8 Pierre Bourdieu, „Préface“, Les chômeurs de Marienthal, Paul Felix Lazarsfeld, Marie Jahoda, Hans Zeisel, Paris, Les Éditions de Minuit, 1981, S. 7–8. Return to text

9 Christian Topalov, Histoires d’enquêtes. Londres, Paris, Chicago (1880-1930), Paris, Classiques Garnier, 2015, S. 30. Return to text

10 Sharlene Nagy Hesse-Biber, R. Burke Johnson (Hg.), The Oxford Handbook of Multimethod and Mixed Methods Research Inquiry, Oxford, Oxford University Press, 2015; Udo kelle, „Mixed Methods“, Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Nina Baur, Jörg Blasius (Hg.), Wiesbaden, Springer VS, 2014, S. 153–166. Return to text

11 Bruno Latour, Steven Woolgar, Laboratory life. The Social Construction of Scientific Facts, Beverly Hills / London, Sage Publications, 1979; Steven Shapin, Simon Schaffer, Leviathan and the Air-Pump. Hobbes, Boyle, and the Experimental Life, Princeton, NJ, Princeton University Press, 1985; Adi Ophir, Steven Shapin, „The Place of Knowledge. A Methodological Survey”, Science in Context, Jg. 4, Heft 1, 1991, S. 3–22; Hans-Jörg Rheinberger, Experiment, Differenz, Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge, Marburg, Basilisken-Press, 1992; Andrew Pickering, The Mangle of Practice. Time, Agency, and Science, Chicago, The University of Chicago Press, 1994; Karin Knorr-Cetina, Epistemic Cultures. How the Sciences Make Knowledge, Cambridge, MA, Harvard University Press, 1999. Return to text

12 Robert E. Kohler, Landscapes and Labscapes. Exploring the Lab-Field Border in Biology, Chicago, The University of Chicago Press, 2002. Return to text

13 Bernard Lepetit, „Vor Ort. Gelehrte Praktiken und Topographie am Ende des 18. Jahrhunderts“, Historische Anthropologie, Jg. 4, 1996, S. 173–192; Hendrika Kucklick, Robert Kohler, „Introduction. Special Issue ‚Science in the Field’“, Osiris, Jg. 11, 1996, S. 1–14; Claude Blanckaert (Hg.), Le terrain des sciences humaines. Instructions et enquêtes (xviiiexxe siècle), Paris, L’Harmattan, 1996; Bernard Lepetit, Christian Topalov (Hg.), La ville des sciences sociales, Paris, Belin, 2001; Jacques Julliard, „Enquête sur l’enquête“, Jg. 22, Heft 1 der Mille neuf cent. Revue d’histoire intellectuelle, 2004; Simon Naylor, Simon Schaffer, „Nineteenth-Century Survey Sciences: Enterprises, Expeditions and Exhibitions“, Notes and Records, Jg. 73, Heft 2, 2019, S. 135–147. Return to text

14 Peter Becker, William Clark (Hg.), Little Tools of Knowledge. Historical Essays on Academic and Bureaucratic Practices, Ann Arbor, University of Michigan Press, 2001; Bernhard Kleeberg, Robert Suter, „‚Doing truth’. Bausteine einer Praxeologie der Wahrheit“, Zeitschrift für Kulturphilosophie, Jg. 2, 2014, S. 211–226. Return to text

15 Donna Haraway, „Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective”, Feminist Studies, Jg. 14, Heft 3, 1988, S. 575–599; Emmanuel Chukwudi Eze, „The Color of Reason: The Idea of ‘Race’ in Kant’s Anthropology”, Postcolonial African philosophy. A Critical Reader, Cambridge, MA, Blackwell, 1997, S. 103–140; Ann Laura Stoler, Carnal Knowledge and Imperial Power. Race and the Intimate in Colonial Rule, Berkeley, University of California Press, 2002. Return to text

16 Michael Gibbons et al., The New Production of Knowledge. The Dynamics of Science and Research in Contemporary Societies, London, SAGE Publications, 1994. Return to text

17 Peter Becker, William Clark, op. cit., S. 3. Return to text

18 Walter Mignolo, Local histories/Global Designs. Coloniality, Subaltern Knowledges, and Border Thinking, Princeton, NJ, Princeton University Press, 2000; Sandra G. Harding, Sciences from Below. Feminisms, Postcolonialities, and Modernities, Durham, NC, Duke University Press, 2008; Moritz Epple, Annette Imhausen, Falk Müller (Hg.), Weak Knowledge. Forms, Functions, and Dynamics, Frankfurt am Main, Campus, 2019. Return to text

19 Hendrika Kucklick, Robert Kohler, op cit., S. 3. Return to text

20 Laurens Schlicht, Sophie Ledebur, Anna Echterhölter (Hg.), „Data at the Doorstep”, Jg. 34, Heft 4 der Science in Context, 2021; Daniel Midena, Richard Yeo, „Towards a History of the Questionnaire”, Intellectual History Review, Jg. 32, Heft 3, 2022, S. 503–529; Cameron Brinitzer, Etienne Benson, „Introduction: What Is a Field? Transformations in Fields, Fieldwork, and Field Sciences since the Mid-Twentieth Century“, Isis, Jg. 113, Heft 1, 2022, S. 108–113; Rosanna Dent, „Whose Home Is the Field?“, Isis, Jg. 113, Heft 1, 2022, S. 137–143. Return to text

21 Bernard S. Cohn, Colonialism and Its Forms of Knowledge. The British in India, Princeton, NJ, Princeton University Press, 1996; Arndt Brendecke et al., „Information als Kategorie historischer Forschung. Heuristik, Etymologie und Abgrenzung vom Wissensbegriff“, Information in der Frühen Neuzeit. Status, Bestände, Strategien, Arndt Brendecke (Hg.), Münster, LIT Verlag, 2008, S. 11–44; Elena Aronova et al. (Hg.), „Data Histories“, Jg. 32 der Osiris, 2017; Ann Blair et al. (Hg.), Information. A Historical Companion, Princeton, NJ, Princeton University Press, 2021. Return to text

22 Martin Bulmer, Kevin Bales, Kathryn Kish Sklar (Hg.), The Social Survey in Historical Perspective, 1880–1940, Cambridge, Cambridge University Press, 1991; François Ewald, Der Vorsorgestaat, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1993; Martine Kaluszynski, Renaud Payre (Hg.), Savoirs de gouvernement. Circulation(s), traduction(s), réception(s), Paris, Economica, 2013; Pascale Laborier, Frédéric Audren, Paolo Napoli, Jakob Vogel Les sciences camérales. Activités pratiques et histoire des dispositifs publics, Paris, PUF, 2011; Lothar Schilling, Jakob Vogel, „State-Related Knowledge: Conceptual Reflections on the Rise of the Modern State”, Transnational Cultures of Expertise. Circulating State-Related Knowledge in the 18th and 19th Centuries, Lothar Schilling, Jakob Vogel (Hg.), Berlin/Boston, De Gruyter Oldenbourg, S. 1–20; Sebastian Felten, Christine von Oertzen, „Bureaucracy as Knowledge”, Journal for the History of Knowledge, Jg. 1, Heft 1, 2020, S. 1–16. Return to text

23 Michel Foucault, „La vérité et les formes juridiques“ [1974], Dits et écrits, Paris, Gallimard, 1994, S. 570–588; Bernhard Siegert, „Inquisition und Feldforschung: Zur These Michel Foucaults über die Genese der empirischen Wissenschaften im 16. Jahrhundert“, Modern Language Notes, Jg. 118, 2003, S. 538–556; Arndt Brendecke, Imperium und Empirie. Funktionen des Wissens in der spanischen Kolonialherrschaft, Köln/Wien, Böhlau, 2009; Kerstin Brückweh (Hg.), The Voice of the Citizen Consumer. A History of Market Research, Consumer Movements, and the Political Public Sphere, Oxford u. a., Oxford University Press, 2011; Éric Geerkens et al. (Hg.), Les enquêtes ouvrières dans l’Europe contemporaine. Entre pratiques scientifiques et passions politiques, Paris, La Découverte, 2019; John Sabapathy, „Making Public Knowledge-Making Knowledge Public: The Territorial, Reparative, Heretical, and Canonization Inquiries of Gui Foucois (ca. 1200–1268)”, Journal for the History of Knowledge, Jg. 1, Heft 1, 2020, S. 1–21. Return to text

24 Vgl. hierzu auch die deutsche Übersetzung von Alain Desrosières‘ „Die Statistik: Instrument der Befreiung oder Instrument der Macht?“ in dieser Ausgabe. Return to text

25 Den Begriff der Enquêtenkultur übernehmen wir von Dominique Kalifa („Enquête et ‚culture de l’enquête’ au xixe siècle“, Romantisme, Jg. 149, Heft 3, 2010, S. 3–23). Jedoch erweitern wir seine analytische Bedeutung über die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und den anglo-europäischen Raum hinaus. Return to text

26 Für eine kritische Einordnung des Multiple-Modernities-Ansatzes: vgl. Thomas Schwinn, „Multiple Modernities: Konkurrierende Thesen und offene Fragen. Ein Literaturbericht in konstruktiver Absicht“, Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38, Heft 6, 2009, S. 454–476. Return to text

27 Unsere Definition lehnt sich an die jüngere historische Enquêtenforschung an, vgl. Eric Geerkens et al. (Hg.), op. cit., S. 8. Return to text

28 Dieser Aspekt wurde u. a. mit Bezug auf das Werk Honoré de Balzacs untersucht. Vgl. Jérôme David, Balzac, une éthique de la description, Paris, Honoré Champion, 2010. Return to text

29 Per Wisselgren, „Women and Extra-Academic Social Research in Sweden 1900–1950: A Sociology of Knowledge Approach“, International Review of Sociology, Jg. 31, Heft 1, 2021, S. 123–143. Return to text

30 Diese Diskussion findet gegenwärtig im Rahmen des durch die DFG finanzierten internationalen Forschungsnetzwerks „Globale Enquêtenkulturen: Ansätze zu einer Praxeologie der Erhebung (17.-21. Jahrhundert)“ (DFG Projektnummer 515800964, 2024-2026) statt. Return to text

31 Alain Desrosières, „Décrire l’État ou explorer la société : les deux sources de la statistique publique“, Genèses, Jg. 58, Heft 1, 2005, S. 20 (Übersetzung von Martin Herrnstadt/Léa Renard). Return to text

References

Electronic reference

Martin Herrnstadt and Léa Renard, « Globale Enquêtenkulturen », À propos [Online], 1 | 2025, Online since 20 janvier 2025, connection on 23 avril 2025. URL : https://www.ouvroir.fr/apropos/index.php?id=82

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Martin Herrnstadt

Institut für Geschichtswissenschaft / SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen

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Max-Weber-Institut für Soziologie, Universität Heidelberg

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